Bigmouth strikes again: Neues aus dem Jasperle-Theater

Unser FAZ-Kasper Jasper von Altenbockum, der sich bekanntlich einst bei den Pogrombürgern von Rostock-Lichtenhagen artig dafür bedankt hat, dass diese „den Weg für eine gesteuerte Einwanderungspolitik freigemacht“ hätten, und locker-flockig erklärte, Muslime seien doch selbst schuld daran, wenn sie drangsaliert würden, schlägt wieder zu.

Und wie: Unter der Überschrift „Der einzige Zeuge“ erklärt er tatsächlich, die Abhörmaßnahmen der USA seien doch nur auf die Aussagen einer einzigen, noch dazu öffentlichkeitsgeilen Person zurückzuführen und daher bloß „vermeintlich“, „unbewiesen“ und natürlich „dementiert“* – zumindest manche – bei welchen der Maßnahmen er auf welcher Grundlage davon ausgeht, dass sie „tatsächlich“ existieren, geht aus seinem sprachlichen Kuddelmuddel nicht hervor:

“Sämtliche Berichte und Dokumente über die tatsächlichen, vermeintlichen, die dementierten und auch die unbewiesenen amerikanischen Abhörmaßnahmen stammen direkt oder indirekt vom ehemaligen NSA-Mitarbeiter. […] Um die Sache ins rechte Licht zu rücken, wäre ohnehin das Parlamentarische Kontrollgremium besser geeignet als ein Ausschuss, der Öffentlichkeit à la Snowden sucht.”
NSA-Affäre: Der einzige Zeuge – Politik – FAZ

Mal abgesehen von der Frage, ob ein Gremium, das die deutschen Geheimdienste kontrollieren soll, überhaupt für die Aktivitäten der USA zuständig ist, und noch stärker abgesehen von Frage, ob ein geheim tagendes parlamentarisches Kontrollgremium geeignet ist, irgendetwas in irgendein Licht zu rücken (geschweige denn ins rechte): Wenn die ganze Affäre also nur auf den Hirngespinsten einer geltungsbedürftigen Einzelperson basiert, stellt sich die Frage, warum die US-Staatsanwaltschaft diese Person nun ausgerechnet wegen „Diebstahls von Regierungseigentums, unautorisierter Bekanntgabe von Informationen zur nationalen Verteidigung und ‚absichtliche Bekanntgabe von als geheim eingestuften nachrichtendienstlichen Erkenntnissen an Unbefugte‘“ sucht – und nicht etwa wegen Verleumdung.

Soviel Chuzpe, einfach mal zu behaupten, das würde doch alles gar nicht stimmen, und überhaupt gebe es ja außer einem vereinzelten Irren überhaupt keine Zeugen, hat in den USA scheinbar niemand aufgebracht… Von Jasper lernen heißt siegen lernen! 😉

* Apropos „dementiert“: Was man bei der NSA darunter versteht, seziert Patrick Beuth auf Zeit Online.

Friedrich Küppersbusch über Jasper von Altenbockum :)

Folgt man Dr. Jasper von Altenbockum in der FAZ, dann sind Muslime schuld daran, dass Nazis Muslime töten. Subjektive Schnapslaune oder Konsens?

Wenn man Jasper von Altenbockum folgt, kriegt man öfter ein Problem. Kürzlich gratulierte er zu 20 Jahre Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Rostock, dies „brachte manchen Sozialromantiker zur Besinnung und machte den Weg für eine gesteuerte Einwanderungspolitik frei.“* Nach der gleichen Melodie albträumt er nun: „Einer der Gründe für islamfeindlichen Extremismus und Terror“ sei, „dass eine Minderheit der Muslime nicht integrationswillig ist“. Nun waren die Mordopfer der Zwickauer Bande so dermaßen integriert, dass die Polizei ein Jahrzehnt lang nicht auf die Idee am, nach einem Zusammenhang zum Integrationsthema zu fahnden. Natürlich bleibt Altenbockum hier stets weit hinter historischen Vorlagen zurück. „Die Juden sind schuld!“, schrieb sein Kollege Goebbels 1941 in „Das Reich“ doch deutlich prägnanter. Unterm Strich jedoch ist Kauft-mir-ein-K-Jasper allen ein Trost, die sich nach dem NPD-Verbot heimatlos wähnen könnten.

Quelle: Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? – taz.de.

Siehe auch: Publikative.org » Blog Archive » FAZ: “Integrationsunwillige” mitschuldig am NSU-Terror

* Hinweis: Der Artikel zum Junktim Lichtenhagen-Asylkompromiss, auf den Küppersbusch sich bezieht, wurde übrigens in der Online-Fassung stillschweigend etwas entschärft; u.a. wurden dabei aus den „Romantikern“ plötzlich  „Sozialalchimisten“.  (Was das wieder für eine Metapher sein soll, will man lieber nicht so genau wissen…) Der von Küppersbusch zitierte Satz stammt aus der ursprünglichen, gedruckten Fassung.

René schämt sich, aber Jasper fand’s irgendwie gar nicht mal so daneben: Rostock-Lichtenhagen 1992.

Ornament und Terror

Die FAZ hat einen neuen Skandal ausgemacht. Da wird die unheimliche Kölner „Großmoschee“ immerhin von einem deutschen Architekten namens Paul Böhm errichtet, in einer „klare[n], moderne[n] Architektursprache“. Puh, Glück gehabt. Zwar möchte niemand, dass Norman Foster, Tadao Ando oder (die gebürtige Irakerin) Zaha Hadid um Deutschland einen Bogen machen. Aber wenn es um den Bau einer Moschee geht, will man doch lieber das Heft in der Hand behalten. Nur so zur Sicherheit. Man weiß ja nie. Aber für eine Entwarnung ist es leider zu früh, denn: Die Bauherren wollen den Innenraum doch glatt von einem anderen Architekten gestalten lassen. Und der hat es in sich: Terror und Frauenunterdrückung verherrlichende, blutrünstige Malereien soll er in den Gebetsraum pinseln lassen! Ach nee, stimmt gar nicht. Vielmehr erregt sich der Autor über „blattvergoldete Stuckverzierungen sowie graue, türkis- und bordeauxfarbene Ornamente“. Über „überladene Wand-, Decken- und Fensterzierden im osmanischen Stil, prunkende Lüster und Schnitzereien. Historische Formen und Muster werden, auch in aufwendigen Materialien wie Marmor und Alabaster, schwülstig überboten und trivialisiert“. Mit einem Wort: Über „Kitsch“.

Nun muss man Kitsch ja nicht mögen. Aber darum gleich ein Politikum daraus fabrizieren? Besonders erregt den Autor, dass sich die Gemeinde „dort […], so die Grundaussage des Gebetsraumes, […] wie zu Hause fühlen [will].“ Ein wahrhaft anmaßendes Ansinnen, denn damit würde „nicht vermittelt“ „dass sie Wurzeln in einer fremden Umgebung geschlagen hat und sich dieser Nachbarschaft gegenüber kommunikativ verhalten will“. Aber warum sollte sie sich eigentlich „kommunikativ“ verhalten? Hier steht wohl wieder mal der abgedroschene Gedanke Pate, dass es unbedingt einen „Dialog“ zwischen Moslems und Christen oder gar „Ungläubigen“ geben müsse. Ketzerisch gefragt – wieso eigentlich? Reicht nicht ein Grundkonsens, sich gegenseitig nicht die Schädel einzuschlagen, den man auch ohne ständigen „Dialog“ als selbstverständlich voraussetzen kann? Für die FAZ offensichtlich nicht. Wenn der Kitsch nicht noch gestoppt und durch eine protestantische Nüchternheit ersetzt werde, in der auch eine Verleihung des Adolf-Loos-Preises an Richard Dawkins nicht fehl am Platze wirken würde, sind wir schon wieder einen Schritt näher am Untergang des so unkitschigen, wahlweise ach-so-christlichen oder weltanschaulich neutralen Abendlandes. Ach, was sage ich – von wegen einen Schritt näher. Der Untergang wäre ausgemachte Sache, stünde unmittelbar bevor: „Die Moschee würde […] zum Trojanischen Pferd“. Mir schlottern die Knie. Ob vor der Islamisierung Deutschlands mithilfe von Kitsch oder dem lächerlichen Alarmismus à la FAZ, verrate ich nicht…