Sascha Lobo: „Hobbyrassismus bekam ein religiöses Kleidchen“

Sascha Lobo ist bekanntlich ein Mensch, an dem sich die Geister scheiden – auch mein eigener. Er ist der Prototyp dessen, was Max Goldt als „Kommentarwichsmaschine“ bezeichnet hat: Allzeit bereit, falls irgendein ein Massenmedium mal schnell ein schnelles Statement braucht zu irgendwas, was wenigstens entfernt mit dem Thema Internet zu tun hat. Einerseits schafft er es, mit seiner multimedialen Selbstinszenierung in Permanenz auch diejenigen zuverlässig völlig zu entnerven, die seine Ansichten eigentlich teilen. Andererseits muss man anerkennen, dass es ihm – nicht immer, aber oft genug – gelingt, Sachverhalte exakt auf den Punkt zu bringen. Und zwar sowas von auf den Punkt. Und zuweilen selbst solche, die mit Internet, „Medien“, „digitaler Demokratie“ usw. wenig bis nichts zu tun haben. So z.B. in seiner SPON-Kolumne „Da ist kein Gott im Netz“:

„[2001] flogen […] religiöse Fanatiker mit zwei Flugzeugen in zwei Häuser und schafften es, dass fortan alles durch die Brille der Religion betrachtet wurde. Kriege wurden fast automatisch zu Kreuzzügen, auf einmal sprach man von einer christlich-jüdisch geprägten Kultur, als hätten sich die einen nicht über Jahrhunderte gegen jeden
gesellschaftlichen Fortschritt gewandt und wären die anderen nicht verachtet und ermordet worden. Und sogar der Hobbyrassismus bekam ein religiöses Kleidchen, denn wer heute in Deutschland sagt „der Islam“, meint ärgerlich oft „die schwarzhaarigen Araber“.

Bang on target, würde ich sagen. Und Lobo, wäre ich sein Agent, empfehlen a) zu überlegen, ob der Iro wirklich noch sein muss, und b) doch öfter mal Statements zu riskieren, bei denen nicht immer die innere Stimme wispert „Och, hätte der gute alte Marshall McLuhan auch sagen können“. (Ob das jetzt eher ein Lob oder eher eine Kritik ist, sei dahingestellt). Daraus könnte für Sender und Empfänger durchaus eine Win-Win-Situation entstehen.

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